Menschenkette gegen Rassismus

Aalen / sz: Bis kurz vor knapp werden noch Passanten angesprochen. Denn bei nasskalter Witterung ist das Ziel in Gefahr. Unter dem Motto „Wir halten zusammen“ hat das im Juni 2016 gegründete Aktionsbündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ geplant, mit einer Menschenkette rund um die Aalener Innenstadt ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Punkt 17.10 Uhr schallt der Ruf durch die Reihen „Kette geschlossen“. Anschließend applaudierten sich die Teilnehmer selbst.

800 Menschen auf fast 1380 Metern
An manchen Stellen musste etwas nachgeholfen werden. Aber gut 800 Menschen auf (fast) 1380 Metern Strecke haben sich am späten Montagnachtmittag zusammengefunden, um am 8. Mai, dem Tag, an dem die Wehrmacht 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation den Zweiten Weltkrieg beendete, ein Zeichen zu setzen. „Auch 72 Jahre Frieden schützen uns nicht vor falschen Parolen“, hatte Stadtpfarrer Bernhard Richter, einer der Initiatoren der Menschenkette, im Vorfeld gesagt.

Bis kurz nach 17 Uhr sah es noch nicht so aus, als würde der Plan aufgehen. Saskia Jürgens von der Partei Die Linke steht eine gute halbe Stunde vor Beginn zusammen mit ein paar wenigen Mitstreitern zuversichtlich in der Storchengasse. „Die kommen schon noch“, sagt sie. Und sie sollte Recht behalten. Kerstin Pätzold vom Deutschen Gewerkschaftsbund DGB, als Ordnerin an der Stern-Apotheke im Einsatz, ist bis kurz vor Schluss beschäftigt. Sticker mit der Aufschrift „Ich nehme Rassismus persönlich“ werden ausgegeben. Gewerkschaftssekretärin Pätzold verteilt Flyer, spricht unermüdlich Passanten an. Teilweise mit Erfolg: Spontan reiht sich so mancher ein, der sich auf dem Weg in den Feierabend befindet.

Überhaupt: Die Stimmung ist locker. Für Passanten, die noch Einkäufe zu erledigen haben oder einfach nach Hause wollen, wird bereitwillig Platz gemacht. Hie und da schimpft zwar ein Ladenbesitzer, weil sein Eingang versperrt ist, aber es wird nirgends laut. Rentnerehepaare plauschen, die zahlreichen Kinder in der Kette haben ihren Spaß.

Aber noch fünf Minuten vor der geplanten Schließung der Kette klaffen Lücken. „Wenn’s nicht reicht“, so Pätzold, „dann rücken wir einfach ein Stückchen Richtung Stadtmitte und machen die Kette etwas kleiner.“ Zunächst behelfen sich die Organisatoren noch mit gelb-schwarzen Flatterbändern, auf denen die Botschaft „Kein Platz für Rassismus“ steht. Aber noch ist eben Platz. Kurzum rückt die Kette vom Östlichen Stadtgraben die Reichsstädter Straße hinab bis zur Straße An der Stadtkirche.

Doch kurz vor 17.10 Uhr schließt sich noch einmal ein Pulk Menschen an, die Kette sortiert sich, Abstände werden ausgeglichen, an manchen Stellen wird es sogar richtig eng. Exakt nach Zeitplan wird der Erfolg vermeldet: „Geschafft, Kette geschlossen“. Zehn Minuten lang ist die Innenstadt umschlossen, dann löst sich die Kette auf. Josef Mischko (IG Metall) ist zufrieden. Strahlend läuft er die Kette ab und bedankt sich bei den Teilnehmern.

Mitinitiator Bernhard Richter zieht vor allem eine ganz persönliche Bilanz: „Ein tolles Bild: alle Generationen, alle Hautfarben, alle Kulturen, alle Religionen, alle haben zusammengehalten. Als Initiator macht mich das unglaublich glücklich und zufrieden. Das Wetter hat auch gehalten. Wir haben ein klares Zeichen gesetzt, dass uns nicht recht ist, was rechts ist. Wir waren knapp 800 Leute. Was will man mehr?“


Regio TV Schwaben: https://www.regio-tv.de/video_titel,-Menschenkette-gegen-Rassismus-_vidid,127029.html

SWR: http://www.swr.de/swraktuell/bw/ulm/aktion-zum-tag-der-befreiung-in-aalen-menschenkette-gegen-rassismus/-/id=1612/did=19506952/nid=1612/1gfdlr6/


Quelle und Bilder: www.schwaebische.de (Datum 08.05.2017) http://www.schwaebische.de/region_artikel,-800-Menschen-Hand-in-Hand-gegen-Rassismus-_arid,10663621_toid,1.html